Der Aufschwung, den Böheimkirchen im Spätmittelalter erlebt hatte, fand durch die Brandschatzung und Plünderung des Türkeneinfalles von 1529 ein jähes Ende. In dieser günstigen Phase waren das Jahr- und Wochenmarktprivileg von 1451, die Siedlungserweiterung durch die Neustift(gasse) um 1500 und der Kirchenneubau um 1518 gefallen.
Historische Marktansicht
In die erwähnte Gunstphase fällt auch die Erstnennung der Häuserzeile am Kirchenberg im Jahre 1446. Damals stritten der Pfarrer und die Herrschaft Wolfsberg um die Abgaben von den Kellern und Fleischbänken an dem Berg, auf dem die Pfarrkirche St. Jakob liegt. Das älteste Grundbuch der Pfarre spricht 1555 von „der Kuchl auf dem Kheller“ und bezeugt damit erstmals eines der vier Kellerstöckl, die ursprünglich gemeinsam mit dem Rathaus die Südseite des Marktplatzes bildeten. Die früheste Nennung des Rathauses findet sich im Sterbebeuch der Pfarre zum Jahr 1662. Das Marktrathaus beherbergte die Ratsstube, wo sich Richter und Rat zu ihren Sitzungen trafen, die Marktrichterwahl stattfand und auch Recht gesprochen wurde. Wahrscheinlich gab im hinteren Bereich des Erdgeschoßes ein Arrestlokal, wo man Übeltäter bis zur Übergabe an den Landrichter einsperren konnte.
Das eben neu erbaute Rathaus, 1898
Mit Errichtung der heutigen Gemeinden wurde 1850 das alte Marktrathaus nicht mehr nur für den Markt, sondern auch für die Katastralgemeinden zuständiges Amtshaus. Hier tagten nun Gemeinderat und Bürgermeister. 1896 war das „Gemeindehaus“ jedoch baufällig geworden. So wurde es ein Jahr später zusammen mit dem benachbarten Kellerhaus abgerissen und an deren Stelle das heutige alte Rathaus mit der historistischen Fassade, neun Fensterachsen und einem Erker über dem Eingang erbaut. In dem für damalige Verhältnisse geräumigen Gebäude konnten auch der Gendarmerieposten (bis 1993) und ein Geschäftslokal (in den 1920er-Jahren ein Uhrmacher) untergebracht werden.
Das Rathaus wie wir es kannten, Zustand bis 2016
Beim Ausbau zum Bürgerzentrum fand man 2017 dieselbe Lösung wie 120 Jahre zuvor. Wieder wurde das Nachbarhaus angekauft und durch einen Neubau mit dem bestehenden Amtshaus vereint. Allerdings blieb diesmal die denkmalgeschützte Rathausfassade erhalten