Unsere Geschichte
Um die in Österreich so bekannten und beliebten Orchestermessen verstehen zu können, müssen wir in der Geschichte ein bisserl zurückgehen. Mit der von den Habsburgern vorangetriebenen Gegenreformation und der Abwehr der Türkengefahr 1683, erblühte das österreichische Barock - bunter und sinnenfreudiger als im Rest Europas. Auch die Musik ging neue Wege – man legte hierzulande auf die möglichst prächtige Gestaltung der Gottesdienste großen Wert.
Aus diesem Substrat erblühte vor und um 1800 die Wiener Klassik. Haydn, Mozart und Schubert schufen unsterbliche Werke. Wen wundert es, dass die adeligen Auftraggeber auch Orchestermessen zur festlichen Gestaltung der Gottesdienste bestellten?
Und sie entstanden in unerschöpflicher Fülle. Seltsam, dass dieser musikalische Schatz außerhalb Österreichs (Ausnahme ist vielleicht Süddeutschland) kaum beachtet wurde und wird.
Gleich nach dem ersten Weltkrieg fanden sich in unserem Ort einige Musikbegeisterte, die versuchten auch bei uns diese wundervolle Musik zur Aufführung zu bringen. Der damalige Pfarrer von Böheimkirchen, Kanonikus Rebersky, war ein begeisterter, ja fanatischer Musiker. Er leitete an den hohen Festen den Chor, während die Messe sein Kaplan las. In Gotthold Köckeis, einem Musiker, der die Organistenstelle in Böheimkirchen einer Karriere als Fleischermeister in Wien vorgezogen hatte, erwuchs unserem Ort ein Chorleiter, Organist und Musiker, der Generationen beeinflusste und inspirierte. Damals hatten einige Musiker der Wiener Philharmoniker ihren Sommersitz in und um Böheimkirchen und wirkten bei den Messaufführungen gerne und unentgeltlich mit. So waren die ersten Geigen oftmals mit Philharmonikern besetzt und mit Kammersänger Karl Ettl auch ein wunderbarer Bass-Solist vorhanden. 1920 wurde die „Krönungsmesse“ von W.A. Mozart erstmals bei uns aufgeführt. Schon in der Zwischenkriegszeit nannte sich unser Chor „Mozartchor“.
Nach dem Tod von Kanonikus Rebersky und Gotthold Köckeis übernahm OSR Kaisergruber die Leitung des Chores. Fachlehrer Bruno Mangl und nach dessen Tod Herr Gerhard Hiebner korrepetierten bei den Chorproben und spielten den Orgelpart bei den Aufführungen. An das damalige, sehr gute Solistenquartett Erika Braunsteiner (Sopran) und Theresia Karner (Alt), Wilhelm Fink (Tenor) und Anton Tremer (Bass) erinnern sich manche Böheimkirchner heute noch gerne. Das Orchester bestand ausschließlich aus Laien, die die oft anspruchsvollen Partituren der Klassiker zu bewältigen hatten. Mit dem Gemeindearzt Dr. Schrom war immer eine sichere erste Geige vorhanden, der Rest des Orchesters bestand aus ortsansässigen Musikern und das klang oft ganz anders, als das Profi-Orchester Jahre später. Altersbedingt gab OSR Kaisergruber 1975 die Leitung des Chores an Mag. Helmut Sorgner ab. Manfred Krempl übernahm das Amt des Organisten bei den Hochämtern und die Probenkorrepetition. An Musikern herrschte nach wie vor Mangel. Jahrelang halfen zwei Geiger aus Traismauer bei den Hochämtern aus.
1992 übernahm Prof. Viktor Mayerhofer zuerst provisorisch und ab 1995 fix die Leitung des Chores, der sich ab jetzt wieder Mozartchor nannte. Auch bei den Solisten gab es einen Generationswechsel. Waltraud Bachinger übernahm die Sopransoli und Karl Bachinger die Tenorpartien, Romana Gabler Alt und Josef Rabl sang Bass. Prof. Mayerhofer war studierter Orchestermusiker und leitete die Musikschule in St. Pölten. Mit ihm übernahmen bezahlte Profimusiker, verstärkt durch ein paar unbezahlte, aber sehr gute Laien die Orchesterdienste bei unseren Hochämtern, was dem Orchesterklang sehr dienlich war. Prof. Mayerhofer verstand es, den Chor zu begeistern und sangesfreudige Choristen aus nah und fern zum Mitwirken zu bewegen und so wurden in den folgenden Jahren konzertant viele der ganz großen Messen aufgeführt (Messe in C von Ludwig van Beethoven, Mozartrequiem (3x), Schubert Es-Dur Messe, Nelson-Messe von J. Haydn, Misse Solenelle von G. Puccini usw.). Das ermöglichte auch die großherzige Förderung durch die Gemeinde, deren Kulturchef Edmund Gappmaier immer ein offenes Ohr für die Wünsche unseres Chores hatte. Im Gemeindesaal veranstaltete der Mozartchor mit Solisten und sein Orchester einige Operettenkonzerte, die großen Anklang beim Publikum fanden.
Mit Jänner 2012 hat Matthias Schwetz den Chor übernommen. Er hat mit unserem Chor neben Mozart und Haydn einige barocke Werke aufgeführt. Auch moderne Kompositionen haben wir mit ihm aus der Taufe gehoben. Es waren wundervolle 10 Jahre, die leider durch die Corona-Pandemie 2020/21 unterbrochen wurden. Damit fiel auch unser 100-jähriges Chorjubiläum mehr oder weniger ins Wasser.
Ab September 2022 bis Ende 2023 leitete der gebürtiger Tiroler Aleksandar Jovanovic, der in Wien Komposition und Gesang studiert, zusätzlich zu seiner Tätigkeit an der Musikschule den Chor.
Seit Anfang 2024 hat Daniel Schmidt die Chorleitung übernommen. Daniel Schmidt, der selbst mit seiner Familie in der Gemeinde Böheimkirchen wohnt, ist ein hoch ausgebildeter und erfahrener Kirchenmusiker. Er ist unter anderem als Stiftsorganist in Heiligenkreuz und als Dozent an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hochschule für Stimmbildung und Liturgiegesang tätig.
Wir sind immer auf der Suche nach neuen Chormitgliedern, besonders nach singbegeisterten Männern.
Manfred Hartl
Quellen: Heimatbuch von Böheimkirchen, Erzählungen älterer Chormitglieder und eigene Erinnerungen als langjähriger Chorsänger.